I. Bodenschätze, 45
(Millionen Stück)
Pferde Rindvieh Schafe Schweine Ziegen Federvieh
4,34 20,63 7,7 22, 14 3,53 77,1
Der Pferdezucht wird von der deutschen Landwirtschaft und der
Staatsregierung große Sorgfalt gewidmet. Für den Staat ist es außer-
ordentlich wichtig, bei der Deckung seines Bedarfes an Militärpferden
vom Auslande unabhängig zu sein. Weltberühmt sind die 3 preußischen
Hauptgestüte Trakehnen, Graditz und Neustadt. Die Pferdezucht wird
besonders in Ostpreußen, Schleswig-Holstein, Oldenburg, Hannover und
Mecklenburg gepflegt.
Der deutsche Markt verlangte 191l noch eine Einfuhr von rund
137 000 Pferden (über 100 Mill. M), die hauptsächlich aus Rußland,
Belgien, Dänemark, Österreich-Ungarn, Holland und Frankreich bezogen
wurden.
Der Reichtum an Wiesen und Weiden gestattet eine ausgedehnte
Rindviehzucht. In Schleswig-Holstein, Hannover. Oldenburg, Ost-
Preußen, Bayern, Württemberg und Baden steht sie in besonders hoher
Blüte. Dennoch müssen große Mengen von lebendem Vieh, frischem
Fleisch und Molkereierzeugnissen aus Österreich-Uugarn, Dänemark, Holland.
Rußland und der Schweiz eingeführt werden. (Einfuhr im Jahre 1911
für Rindvieh über 60 Mill. M.)
Die Schafflicht, die unter dem Wettbewerb der überseeischen Weide-
länder Australien und Argentinien sehr zu leiden hat, ist im Rückgange
begriffen, obwohl sie in der Ober- und Niederlausitz, in Posen, West-
Preußen, Pommern und in Mecklenburg noch verhältnismäßig stark be-
trieben wird. Deutschland bezog 1911 für 446 Mill. M Schafwolle.
Die Ziege, das Milchvieh des armen Mannes, wird besonders in
den gebirgigen Teilen der Provinz Sachsen, in Thüringen, Hessen und
Brannschweig gezüchtet.
Die Schweinezucht hat sich in den letzten Jahrzehnten bedeutend
entwickelt. Besonders wird sie in Westfalen, Hannover, Mecklenburg,
Ost- und Westpreußen und Sachsen betrieben (Brannschweig, Göttingen,
Breslau, Frankfurt). Die Einfuhr von lebenden Schweinen ist sehr zurück-
gegangen. Dagegen verbraucht Deutschland große Mengen von Schmalz
(1911 für 112 Mill. N), Fleisch und Speck (Amerika).
Auch die Bienenzucht erfreut sich in der Lüneburger Heide, in
Schlesien und Ostpreußen großer Beliebtheit. Über 2^ Mill. Bienen-
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Extrahierte Personennamen: I._Bodenschätze
Extrahierte Ortsnamen: Schleswig-Holstein Oldenburg Hannover Belgien Dänemark Holland Frankreich Schleswig-Holstein Hannover Oldenburg Bayern Württemberg Baden Dänemark Holland Argentinien Niederlausitz Posen Pommern Mecklenburg Deutschland Provinz_Sachsen Thüringen Hessen Westfalen Hannover Mecklenburg Sachsen Breslau Frankfurt Deutschland Amerika Lüneburger_Heide Schlesien
3. Brandenburg* (Regierungsbezirke: Potsdam und Frank-
fnrt a. £).),
4. Pommern (Regierungsbezirke: Stettin, Köslin und Stralsund),
5. Posen (Regierungsbezirke: Posen und Bromberg),
6. Schlesien (Regierungsbezirke: Breslau, Oppeln und Liegnitz),
7. Sachsen (Regierungsbezirke: Magdeburg, Merseburg und
Erfurt),
8. Westfalen (Regierungsbezirke: Münster, Minden und Arns-
berg),
9. Rheiuprovinz (Regierungsbezirke: Koblenz, Cöln, Düsseldorf,
Trier und Aachen).
Zur Rheinprovinz gehören seit 1850 die Hohenzollernschen
Lande, die den Regierungsbezirk Sigmaringen bilden.
10. Schleswig-Holstein (Regierungsbezirk Schleswig).
Dieser Provinz ist seit 1890 die Insel Helgoland zugeteilt.
11. Hannover (Regierungsbezirke: Hannover, Hildesheim, Lüne-
bürg, Stade, Osnabrück und Aurich).
Zu Hannover gehört das in Oldenburg gelegene Jade-
gebiet mit dem Kriegshafen Wilhelmshaven.
12. Hessen-Nassau (Regierungsbezirke: Kassel und Wiesbaden).
2. Sachsen:
(Größe 15 000 qkm, Einwohner rund 4y4 Millionen)
5 Kreishauptmannschaften.
1. Dresden (Hanptst. Dresden), 2. Leipzig (Hanptst. Leipzig),
3. Zwickau (Hauptst. Zwickau), 4. Chemnitz (Hauptst. Chemnitz),
5. Bautzen (Hanptst. Bautzen).
3. Bayern:
(Größe 75 860 qkm, Einwohner rund 6y2 Millionen)
8 Regierungsbezirke oder Kreise.
1. Ober-Bayern (Hauptst. München), 2. Schwaben und Neuburg
(Hauptst. Augsburg), 3. Nieder-Bayeru (Hauptst. Landshut), 4. Ober-
Pfalz und Regensburg (Hauptst. Regensburg), 5. Mittel-Franken
(Hanptst. Ansbach), 6. Ober-Franken (Hauptst. Bayreuth), 7. Unter-
Franken und Aschaffenburg (Hauptst. Würzburg), 8. Rheinpfalz
(Hauptst. Speier).
4. Württemberg:
(Größe 19 504 qkm, Einwohner rund 2y4 Millionen)
4 Kreise.
1. Neckarkreis (Hauptst. Stuttgart), 2. Schwarzwaldkreis (Hauptst.
Reutlingen), 3. Jagstkreis (Hauptst. Ellwangen), 4. Donaukreis
(Hauptst. Ulm).
* Der Stadtkreis Berlin ist seit 1883 aus der Provinz Brandenburg aus-
geschieden und bildet einen Verwaltungsbezirk für sich.
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10. Das Großherzogtum Oldenburg
11. Das Herzogtum Braunschweig
12. Das Herzogtum Sachsen-Meiningen
13. Das Herzogtum Sachsen-Altenburg
14. Das Herzogtum Sachfen-Koburg-Gotha
15. Das Herzogtum Anhalt
16. Das Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt
17. Das Fürstentum Schwarzburg-Sondershausen
18. Das Fürstentum Waldeck
19. Das Fürstentum Reuß ältere Linie
20. Das Fürstentum Reuß jüngere Linie
21. Das Fürstentum Schaumburg-Lippe
22. Das Fürstentum Lippe
23. Die freie Stadt Hamburg
24. Die freie Stadt Lübeck
25. Die freie Stadt Bremen
26. Das Reichsland Elsaß-Lothringen.
Ausschließlich unter Reichsverwaltung steht allein das Reichsland
Elsaß-Lothringen. Die übrigen Staaten haben nur teilweise auf ihre
Souveränität, d. h. die selbständige Verwaltung ihrer Staotsangelegen-
heiten verzichtet.
Die wichtigsten der gemeinsamen, von den Reichsgewalten ge-
leiteten Angelegenheiten sind folgende:
1. Das Zoll-, Handels- und Reichssteuergesetz.
2. Das Gesandtschafts- und Konsularwesen und der damit verbundene
Schutz der deutschen Interessen und des deutschen Handels im
Auslande, sowie der deutschen Schiffahrt.
3. Das Verteidigungswesen, Militärwesen und die Kriegsmarine.
4. Das Eisenbahn- und — bis auf Bayern und Württemberg —
das Post- und Telegraphenwesen.
5. Die Münzen, Maße und Gewichte.
6. Das Rechtswesen.
7. Die Presse und das Vereinswesen.
Die Reichsgesetzgebung wird ausgeübt durch den Bundesrat
und den Reichstag.
Das Präsidium im Bundesrat steht dem König von Preußen zu,
welcher den Titel Deutscher Kaiser führt.
Eckhardt, Handelz- und Wirtschaftsgeographie. 6./7. Aufl. 5
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— 64 —
Westpreußen, wohnen etwa 6 Mill. Slaven; im Norden (Nordschleswig)
150 000 Dänen; im Westen (Elsaß-Lothringen) 250000 Franzosen;
etwas über V2 Mill. Juden sind im ganzen Reiche, namentlich in den
großen Handelsstädten vertreten.
In ihrer Beschäftigung entfallen 35 °/o der Bevölkerung auf
Landwirtschaft und Viehzucht, 40 °/o auf Industrie und Bergbau und
12 °/o auf Handel und Verkehr. Der Übergang vom Agrar- zum
Industriestaat hat sich also auch bei uns bereits vollzogen.
Die Volksdichtigkeit ist in den einzelnen deutschen Landesteilen
sehr verschieden. In den Gegenden, welche vorzugsweise Landwirtschaft
treiben, namentlich in den Ländern längs der Ostseeküste, ist die Be-
völkerung außerordentlich schwach, während die Jndustriebezirke, be-
sonders Rheinland, Westfalen und Sachsen (Königreich) außerordentlich
stark bevölkert sind. Die starke Bevölkerungszunahme veranlaßte eine
ungewöhnlich starke Auswanderung, (meist nach Nordamerika), die
jedoch in den letzten Jahren in Abnahme begriffen ist. Seit 1820
sind etwa 10 Mill. Deutsche ausgewandert. Dies ist für den deutschen
Einfluß im Auslande, besonders auch für den deutschen Handel und
Verkehr von sehr großem Vorteil. Die geistige Bildung steht in
wenigen Ländern der Erde auf so hoher Stufe, wie im Deutschen
Reiche. Die deutschen Schulen gelten für die meisten Völker als
Musterschulen. Besonders hervorzuheben ist, daß unter allen Handels-
Völkern die Deutschen am meisten fremde Sprachen erlernen, was
ihnen gegenüber den Engländern, Franzosen und Italienern ein großes
Übergewicht verleiht.
10. Voutiscke Verkältnisse. Das Deutsche Reich ist seiner
Verfassung nach ein Bundesstaat, der aus 26 deutschen Staaten gebildet
worden ist (18. Jan. 1871).
Diese sind:
1. Das Königreich Preußen
2. Das Königreich Bayern
3. Das Königreich Sachsen
4. Das Königreich Württemberg
5. Das Großherzogtum Baden
6. Das Großherzogtum Hessen
7. Das Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin
8. Das Großherzogtum Mecklenburg-Strelitz
9. Das Großherzogtum Sachsen-Weimar
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Das Deutsche Reich. 109
Ii. Die deutschen Staaten.
A. Königreich Preuhen.
350 000 qkm, übet 37 Mill. Einw., auf 1 qkm 107 Ei Nw.
„Als Vormacht Deutschlands und begünstigt durch seine zentrale Lage
zwischen den kontinentalen Großmächten ist Preußen besonders das Vernüttlungs-
glied zwischen dem slawischen Osten und dem romanischen Westen; außerdem
bedingt die Meeresbegrenzung seine vermittelnde Stellung zwischen den süd-
deutschet Staaten und den nördlichen germanischen Nachbarvölkern."
Die norddeutsche Tiefebene nimmt den bei weitem größten Teil des Landes
ein; der südliche Teil gehört dem deutscheu Mittelgebirge an.
Der Boden ist im allgemeinen von geringer Ertragsfähigkeit. Int Tief-
landsgebiete breiten sich weite Strecken mit unfruchtbarem Moor- und Sand-
boden aus, und im gebirgigen Teile finden sich vielfach unfruchtbare Hochebenen,
wie auf dem Eichsfelde, im Sauerland und Westerwald. Die ergiebigsten Ge-
biete breiten sich an den Flußläufen, an den Nordabhängen des Mittelgebirges
und an den Küsten (Marschen) aus.
Die Bewässerung ist günstig, da das Land von allen wichtigen Strom-
gebieten Deutschlands berührt wird. Zahlreiche Seen finden sich in dett nord-
östlichen Provinzen.
Das Klima ist infolge der beträchtlichen räumlichen Ausdehnung Verhältnis-
mäßig mannigfaltig.
Die Bevölkerung gehört zu zwei Dritteln der protestantischen Kirche an,
ein Drittel sind Katholiken. Die 400 009 Judeu wohnen besonders in Posen,
Schlesien und in den größereit Handelsstädten.
Der Ackerbau bildet die Hauptuahruugsquelle, und der Fleiß der
Bewohner sticht dem kargen Boden möglichst reichen Ertrag abzugewinnen.
Getreide, namentlich Roggen, bildet die Hanptfrncht. Ferner baut mau
Kartoffeln, Zuckerrübeu, Flachs, Tabak und Olgewächse. In den süd-
licheu Tälern blühen Obst- und Weinbau. Die Forstwirtschaft erfreut sich
sorglicher Pflege.
Mit dem Laudbau ist meist Viehzucht verbuudeu, die fast überall vou hoher
Bedeutung ist. Besondere Pflege findet die Pferdezucht in Ost- und
Westpreußen, Schleswig-Holsteiu, Hannover und Sachsen, die Schafzucht in
Brandenburg, Posen, Pommern, Schlesien und Hannover, die Rindviehzucht
in Schleswig-Holstein, Hannover und Westfalen. Die Schweinezucht wird
besonders in Westfalen, die Gänsezucht in Pommern umfangreich betrieben,
und die Lüneburger Heide ist ein Hauptgebiet der Schafzucht (Heidschuucken)
und der Bienenzucht. An den Küsten betreibt man Fischerei auf Heringe,
Sprotten, Schellfische, Dorsche usw.
Der Bergbau Preußens gewinnt ungefähr 75 Prozent der gesamten
mineralischen Erzeugnisse Deutschlands. Obenan stehen Kohlen, Eisen (Rhein-
provinz, Westfalen und Schlesien) und Salz (Staßfurt, Schönebeck und Halle
in der Provinz Sachsen). Ein wichtiger Spezialzweig der mineralischen Pro-
duktion ist die Bernsteingewinnuug an der Ostsee. Zink gewinnt man in
Schlesien und im Rheinland, Silber im Harz (Hannover).
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124 Das Deutsche Reich.
2. Herzogtum Sachsen-Meiningen.
2500 qkm, 270 000 Emw.
Meiningen an der Werra. Residenz. Handelsstadt.
Sonneberg. Weltberühmt durch seine Spielwaren; jährlicher Absatz:
5 Mill. Mark.
Saalfeld. Industriestadt. Schieferbrüche.
Pößneck. Jndnstrietätigkeit Elanellfabrikation und Porzellaumauufaktur).
Friedrichshall. Saline, die jährlich mehr als 1 Mill. Flaschen Friedrichs-
haller Bitterwasser versendet.
3. Herzogtum Sachsen-Koburg und Gotha.
2000 qkm, etwa 240 000 Einw
Gotha. Residenz. Handelsstadt. Porzellan-, Tabak- und Fleischwaren-
industrie.
Koburg. Wollweberei und Bierbrauerei.
Ruhla. Berühmt durch die Fabrikation von Meerschaumwaren, jährlich
für 6 Mill. Mark. (Ruhla gehört mit seinem kleineren Teil zu Sachsen-Weimar.)
4. Herzogtum Sachsen-Altenburg.
1300 qkm,' 205 000 Einw
Altenburg. Residenz. Wichtigste Handels- und Industriestadt. Ge-
treide- und Wollhandel.
Eisenberg. Porzellan- und Tonwarenindustrie.
Schmölln. Berühmte Steinknopffabrikation.
5. Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt.
940 qkm, 97 000 Einw.
Rudolstadt an der Saale. Residenz. Industriestadt. Porzellan-
sabrikation.
Frankenhausen. Fabrikation von Perlmutterknöpfen.
6. Fürstentum Schwarzburg-Sondershausen.
860 qkm, 85 000 Einw.
Sondershausen. Residenz. Getreidehandel.
Arnstadt. Wichtigste Industrie- und Handelsstadt des Landes.
7. Fürstentum Reuh ältere Linie.
320 qkm, 70 000 Einw.
Greiz an der Weißen Elster. Residenz. Wollwarenindnstrie.
8. Fürstentum Reuß jüngere Linie.
830 qkm, 145 000 Einw.
Gera an der Weißen Elster. Residenz. Wichtige Industriestadt. Woll-
waren- und Lederfabrikation. Große Färbereien.
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
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— 259 —
der Republiken mehr und mehr erloschen; die päpstliche Herrschaft
hatte sich befestigt und Italien sich in mehrere kleine Staaten auf-
gelöst. Als nun mit der Auffindung des Seewegs um Afrika der
indische Warenzug eine andere Richtung nahm, erreichte der Welt-
Handel der italienischen Städte sein Ende: die französische Revo-
lntion führte endlich die Aufhebung der republikanischen Seemächte
herbei. Wenn auch Industrie und Handel nicht mehr die
Höhe erreiche» werden, die sie in früheren Jahrh. inne hatten, so
sind doch bei der Aufmerksamkeit, welche die Regierung allen Kultur-
zweigen zuwendet, erhebliche Fortschritte zu bemerken, Fremdherr-
schast und Kleinstaaterei sind nunmehr beseitigt, nur Korsika ist
noch französisch; bis 1859 gehörte jedoch noch die Lombardei und
bis 1866 Venetien noch zu Österreich; unter Führung des Hauses
Savoyen ist Italien von 1859 bis 1870 zur politischen Einheit
geführt worden.
Die Bevölkerung ist nur wenig mit anderen Ele-
menten gemischt, spricht eine Sprache, das Italienische,
und bekennt sich fast durchweg zur römisch-katholischen
Religion.
Neben dem Königreich Italien (a) und dem zu
Frankreich gehörigen Korsika (). Frankreich) ist nur das
kleine Fürstentum Monaco (b) an der Nw.-Grenze
und die Republik San Marino (c) zu erwähnen. Im
britischen Besitz sind die Inseln der Maltagruppe (6)
das Bindeglied zwischen dem w. und ö. Mittelmeerbecken.
a. Das Königreich Italien
286 682 qkm mit 332/a Mill. Bew. (33603 595, berechnet
für Anfang 1905).
Das geistig begabte, seit Jahrtausenden höherer Ge-
sittung teilhastige Volk steht unter den Mittelmeervölkern
wieder an erster Stelle. Da Kohlen fehlen, ist die Haupt-
beschästigung Landwirtschaft, die namentlich in der
fruchtbaren, wohlbewässerten Po-Ebene musterhast betrieben
wird; sodann die Fischerei, besonders von Thunfischen,
Makrelen und Austern; von geringerer Bedeutung ist die
Industrie, die hauptsächlich auf das regsame Oberitalien
beschränkt ist, woselbst viel deutsches Blut in der Bevölkerung
enthalten ist.
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
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Extrahierte Ortsnamen: Italien Afrika Korsika Italien Italien Frankreich Korsika Frankreich Monaco Republik_San_Marino Italien Oberitalien
— 372 —
und itit Mittelalter bedeutendsten Städte Deutschlands; Reichstag
vom April 1521 (Lutherdenkmal); Dom, „Liebfrauenkirche".
5. Auch preußisches Gebiet der Provinz Hessen-Nassau
ragt im N. noch in die oberrheinische Landschaft hinein.
Am untersten Main liegt Höchst (16), w. von Biebrich (19)
dehnt sich der Rheingau aus. (Vergl. S. 379.) In der Mainebene
liegt die Großstadt Frankfurt a. M. (335), einst Wahl-, dann
auch Krönungsstadt der deutschen Kaiser, bis 1866 freie Reichsstadt,
seitdem unter preußischer Herrschaft in engerer Verbindung mit
ihrem natürlichen Hinterland zu einer wichtigen Handels- und
Geldstadt emporgewachsen, da hier sehr belebte und wichtige Ver-
kehrswege zwischen dem N. und S., dem O. und W. von Mittel-
enropa sich kreuzen und die Schiffahrt auf dem Main sich immer
mehr entwickelt. Zwei berühmte Messen, bedeutende Industrie.
Im „Römer" und Dom viele Denkwürdigkeiten; Goethe wurde
1749 hier geboren. Zoologischer- und Palmengarten.
Rückblick auf Süddeutschland.
Sieht man von diesen an der Grenze von Nord- und Süd-
deutschland liegenden preußischen Gebietsteilen ab,
wie von der preußischen Exklave Hohenzollern, so sind
es in der Hauptsache doch nur 5 Staaten, die in Süd-
deutschland vertreten sind, so daß hier also heute eine
größere politische Einheit herrscht als in Norddeutschland
mit seinen 21 Staaten. Wie früher erwähnt, ist dieses
Verhältnis dem Eingreifen Napoleon I. zu danken, der
in recht segensreicher Weise Änderung schuf in dem unseligen
Gewirr von Kleinstaaten gerade hier im S. des alten
Deutschen Reiches. Nunmehr blieben nur Bayern,
Württemberg, Baden und Hessen übrig, zu denen
1871 links vom Rhein noch das Reich stand hinzukam,
zusammen ein Gebiet von rund 130 000 qkm mit über
13 Mill. Bew. und einer mittleren Dichte von 98. Kein
Staat hat hier aber ein solches Übergewicht wie Preußen
unter den 21 Staaten von Norddeutschland mit 85 °/° ^cr
Bodensläche und 80 °<'o der Bewohner, während _ Bayern
noch nicht 3/s der Fläche (58 °/o) und noch nicht die Hälfte
der Bewohner (47 °/o) zufällt. Somit ist Norddeutschland
doch politisch einheitlicher als der S. des Reiches und
Preußens Führerrolle dort eine naturgemäße. Norddeutschtand
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
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Extrahierte Personennamen: Goethe Napoleon_I.
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Main Biebrich Rheingau Mainebene Frankfurt Main Norddeutschland Württemberg Baden Hessen Rhein Norddeutschland Norddeutschland
— 374 —
zwischen Rhein und Elbe, im W. grenzte das Herzogtum
Lothringen an dasselbe, im S. das Herzogtum Franken
und die Markgrafschaft und spätere Landgrafschaft Thü-
ringen, im O. von der Saale und Elbe ab lagen die
Slaveuländer. Der W. blieb somit immer deutsch,
der O. war slavisch geworden und wurde erst später (vom
12. Jahrhundert an) allmählich der deutschen Kultur durch
die Germanisierung seiner Bewohner gewonnen.
Auch im N. bildeten sich an Stelle der genannten
Stammesherzogtümer später viele kleinere Territorien
aus, von denen das Herzogtum Braunschweig-Lüne-
bürg das bedeutendste war; aus diesem sind das König-
reich Hannover, sowie das Herzogtum Braunschweig
hervorgegangen. Von Bedeutung waren daneben auch die
Landgrafschaft Hessen, die Grafschaften Oldenburg,
N a s s a u, Berg, M a r k, sowie die Herzogtümer Jülich
und Cleve. Außerdem bestanden neben diesen weltlichen
noch eine Anzahl geistlicher Territorien der Erzbischöse
von Trier, Cöln, z. T. auch Mainz, Bremen und
Magdeburg, der Bischöfe von Münster, Paderborn,
Osnabrück und die vielen Städte des mächtigen Hansa-
b und es, der deu nordeuropäischen Seehandel beherrschte.
Im O. bildeten sich durch die Kämpse gegen die Slaven
mehrere größere Staatswesen wie Pommern, Meckten-
bürg, die Markgrafschaften Meißen und Branden-
bürg. Aus Meißen ging das Kurfürstentum Sachsen
hervor, die Wettiner erwarben im 13. Jahrhundert auch
die Landgrafschaft Thüringen, bis durch die Teilung von
1485 die Ernestinische Linie Sachsen-Wittenberg und
Südthüringen mit der Kurwürde erhielt, die Alberti-
nischen aber Meißen und Nordthüringen; nach dem
Schmalkaldischen Kriege (1547) ging die Kurwürde sodann
auf die Albertiner über, 1806 wurde der Kurfürst vou
Sachsen durch Napoleon I. zum König erhoben. Der Name
Sachsen rührt von der ehemaligen Pfalzgrafschaft
Sachsen her und wurde außer auf das Königreich auch
auf die 4 noch vorhandenen Ernestinischen Linien Weimar,
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376
und der Rheinprovinz; 1850 wird noch das Stamm-
land Hohenzollern der Rheinprovinz einverleibt. 1866
wurden als neupreußische Besitzungen erworben: 1. das bis
1864 mit Dänemark verbunden gewesene Schleswig-
Holstein, 2. das Königreich Hannover und 3. die
Provinz H essen - Nassau, die aus dem Herzogtum
Nassau, dem Kurfürstentum Hessen und der Freien
Reichsstadt Frankfurt a. M. gebildet wurde.
Unter Kaiser Wilhelm Ii. ist 1890 die Buntsandstein-
schölle Helgoland von England eingetauscht worden gegen
die wertvolle Insel Sansibar.
3. Das Rheinische Schiefergebirge.
Das Rheinische Schiefergebirge ist eine im Mittel etwa
500 m hohe, waldreiche Hochebene, die von mehreren Höhen-
zügen um 200—300 m überragt wird; diese streichen von
Sw. nach No. in der sog. niederländischen Richtung wie
weiter im O. das Erzgebirge. Der Rhein durchschneidet
dasselbe in voller Breite; er tritt bei Bingen in dasselbe
ein und erreicht schon oberhalb Bonn die Tiefebene. Die
bei Coblenz von links einmündende Mosel teilt den W.-
Flügel des Schiesergebirges in einen s. und einen n. Ab-
schnitt, den Hunsrück zwischen dem Nahe- und dem
Moseltal und die Eifel im N. des letzteren; diese teilt sich
wiederum in die Schneifel (Schnee-Eisel) und das Hohe
Venn. Im O.-Flügel durchziehen Lahn, Sieg und
Ruhr mit der Lenne das Gebirge; hier liegt der Taunus
zwischen Rhein und Lahn, der Westerwald zwischen Lahn
und Sieg und das Sau er land (= Südland, das s.
Westfalen) u. von der Sieg bis zum Haarstrang. Alle
genannten rechten Zuflüsse entspringen dem Rothaar-
gebirge, das im Kalten Asten 830 m erreicht. Die
Hochebenen sind viel rauher als die tiefeingeschnittenen
warmen Täler mit bedeutendem Weinbau. Im N. kommt
durch den Reichtum von Kohle und Eisen eine großartige
Industrie zur Entfaltung.
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